Digitale Anprobe: Ergänzung und Beschleunigung des Entwicklungsprozesses

Zur Reduktion dieser Zeit- und Materialkosten kommt zunehmend die digitale Anprobe mittels 3D-Schnittsystemen zum Einsatz (z. B. CLO 3D, Browzwear, Style 3D).

Hierbei werden die Schnittteile am Bildschirm auf einem digitalen Avatar „simuliert“ – also rechnerisch zu einem Kleidungsstück zusammengesetzt und im virtuellen Raum anprobiert.

Vorteile der digitalen Anprobe:

·      Sofortige Visualisierung des Modells in 3D, inklusive Fallverhalten und Volumenwirkung

·      Schnelle Korrekturschleifen ohne physische Muster

·      Beurteilung gestalterischer Details (z. B. Teilungsnähte, Taschenpositionen, Farbkontraste)

·      Analyse von Tragespannungen mittels Fitmaps, Stretchanzeige oder Drucksimulation

·      Verzicht auf Materialbeschaffung und Versand für frühe Musterstufen

Grenzen bestehen dort, wo das tatsächliche Materialverhalten schwer zu simulieren ist (z. B. bei sehr leichten, elastischen oder strukturierten Stoffen) oder wo das haptische Feedback eines realen Körpers entscheidend ist.

Auch die Beurteilung von Bewegung (z. B. Reibung, Rutschen, Faltenbildung beim Gehen oder Sitzen) ist derzeit im digitalen Raum nur eingeschränkt möglich.

Deshalb hat sich in der Praxis ein kombiniertes Vorgehen etabliert:

  • Digitale Anprobe zur frühzeitigen Fehleridentifikation und Designüberprüfung
  • Analoge Muster zur finalen Bewertung von Passform, Materialverhalten und Tragegefühl

Digitale Anproben ersetzen nicht alle physischen Muster, können aber deren Zahl und Entwicklungszeit signifikant reduzieren – insbesondere in frühen Phasen der Produktentwicklung oder bei Varianten auf Basis erprobter Grundmodelle.